Systemisches Coaching

Was versteht man unter Systemischem Coaching?

Unter Coaching wird allgemein eine prozessorientierte und an bestimmten Schwerpunkten und Themen orientierte Beratung, Begleitung und Unterstützung verstanden. Das Systemische Coaching kann als eine spezielle Form des Coachings verstanden werden, die einem ganzheitlichen (also systemischen) Ansatz folgt. Der Mensch wird dabei nicht als isoliertes Individuum verstanden, sondern stets als Teil eines Systems bzw. einer Gemeinschaft (er ist also Mitglied in einem Verein, Mitarbeiter einer Firma, Mitglied einer Familie usw.). Somit weist jeder Mensch verschiedene Teilidentitäten auf, die er in sich vereint und die durch den Ansatz des systemischen Coachings auch berücksichtigt werden.

Es geht darum, dem jeweiligen Klienten bzw. der Klientin eine lösungsorientierte Beratung und Unterstützung anzubieten, die an den vorhandenen Potenzialen ansetzt und Ressourcen geleitet gestaltet ist. Der Schwerpunkt des Systemischen Coachings besteht darin, Kompetenzen zu fördern, zu trainieren und aufzubauen und den Menschen in seiner ganzheitlichen Entwicklung (sowohl persönlich als auch beruflich) zu unterstützen. Das Systemische Coaching verknüpft damit sowohl Themen aus dem privaten als auch privaten Lebensbereich der Klient*innen. Dabei werden alle relevanten Systemebenen gleichermaßen durch die Beratung abgedeckt und berücksichtigt.

Welche Zielgruppe wird durch das Systemische Coaching angesprochen?

Das Systemische Coaching kann sich sowohl an Einzelpersonen als auch an Gruppen (z. B. Teams innerhalb eines Unternehmens) richten. Im Falle von Gruppen-Beratungen wird dennoch jedes einzelne Gruppenmitglied als eine eigenständige Person innerhalb der Gruppe verstanden, die ihre individuelle Persönlichkeitsstruktur, aber auch eigene Bedürfnisse, Ansichten und Haltungen mitbringt. Daher eignen sich Systemische Gruppen-Coachings insbesondere auch dafür, um Dynamiken in Gruppen mit in das Coaching zu integrieren oder gar zum eigenständigen Thema zu machen. Denn aufgrund der Individualität der einzelnen Gruppenmitglieder kann es zu Spannungen und Konflikten innerhalb einer Gruppe kommen, die sich mitunter festfahren können und dann einer professionellen Unterstützung bedürfen.

Das Systemische Coaching ist prinzipiell für alle Personengruppen geeignet, bei denen es innerhalb von sozialen Systemen (wie Familie, Kollegium usw.) zu Problemen oder Konflikten kommt. In der Praxis existieren aber auch zahlreiche Coaching-Angebote, die sich an spezielle Zielgruppen (wie z. B. an Menschen in Führungs- und Leitungspositionen (siehe Führungskräfte-Coaching)) richten.

Was sind Gegenstandsbereiche und Inhalte des Systemischen Coachings?

Wie in anderen Formen des Coachings, geht es auch beim systemischen Coaching nicht darum, fertige Patentlösungen vorzugeben. Stattdessen werden Lösungsansätze gemeinsam und aufbauend auf den vorhandenen Ressourcen der Klient*innen entwickelt. Der Coach steht dabei unterstützend und beratend zur Seite. Die Kontexte, in die die Beratung eingebunden ist, können ganz verschiedener Art sein.
Der/ die Klient*in wird hier durch den Coach stets als Teil verschiedener sozialer Systeme, innerhalb derer er bzw. sie agiert, betrachtet. Inhaltliche Schwerpunkte der Beratung können dann beispielsweise sein:

  • Stärkung der persönlichen Entwicklung und des Selbstbewusstseins (wobei auch hier stets ein Einbezug des familiären und beruflichen Kontextes stattfindet)
  • Hilfen zur Anpassung an neue bzw. veränderte Bedingungen (etwa im beruflichen Kontext und z. B. als Ergebnis von Umstrukturierungen und Neuzusammensetzungen von Teams am Arbeitsplatz)
  • Identifikation und Reflexion von spezifischen Denk- und Handlungsmustern, die der/die Klient*in in bestimmten Situationen und in den jeweiligen sozialen Systemen anwendet
  • Optimierung dieser Denk- und Handlungsmuster
  • Durchführen von Fallbesprechungen
  • Gemeinsames Erarbeiten von Problem- und Konfliktlösungsstrategien (auch speziell innerhalb von Teams)
  • Umgang mit Belastungen und in Belastungssituationen (z. B. mit psychischen oder persönlichen Belastungen)
  • Unterstützung bei der Karriereplanung (wobei hier wiederum der persönliche und familiäre Kontext mit einbezogen wird)
  • Durchführung von Führungskräftetrainings und Trainings der Organisationsgestaltung.

Welche Methoden, Strategien und Instrumente kommen zum Einsatz?

Da das Systemische Coaching in vielfältigsten Anwendungsgebieten sinnvoll und zielführend zum Einsatz kommen kann und sich zudem stets an die verschiedenen sozialen Teilsysteme richtet, innerhalb derer ein Mensch aktiv ist, sind auch die infrage kommenden Methoden, Strategien und Instrumente des systemischen Coachings vielfältig. Sie werden daher je nach Einzelfall, Inhalt und Aufgabenschwerpunkt gewählt und können auch in Kombinationen miteinander zum Einsatz kommen. Es geht dabei darum, dem Klienten bzw. der Klientin einen Perspektivwechsel zu ermöglichen, d. h. die eigene Situation bzw. die eigene Position auch aus der Betrachtungsweise eines anderen wahrzunehmen und die komplexen Strukturen des jeweiligen sozialen Systems zu erkennen.

Typische Methoden, Strategien und Instrumente stellen beispielsweise Anwendungs- und Anliegen orientierte Übungen dar oder auch Einzel- und Gruppenarbeiten. Weiterführend kommen zudem häufig Simulationen (wie Rollenspiele oder Gesprächssimulationen) zum Einsatz, bei denen es darum geht, bestimmte Situationen oder Problemfälle zu simulieren und geeignete Techniken zu trainieren, wie mit ihnen adäquat umgegangen werden kann.

Handelt es sich um Gruppenberatungen, erweisen sich darüber hinaus auch Gruppendiskussionen und ein gemeinschaftlicher und gelenkter Erfahrungsaustausch als wirksame Instrumente. Ferner gilt auch die Aufstellungsarbeit als ein beliebtes Instrument des Systemischen Coachings im Gruppenkontext. Hierunter werden verschiedene Methoden zusammengefasst (wie etwa die Familien- oder Organisationsaufstellung), bei denen die einzelnen Mitglieder des jeweiligen Systems (z. B. Familie oder Unternehmen) so platziert und miteinander in Beziehung gebracht werden, wie dies auch real der Fall ist. Mit dieser modellhaften Positionierung ist es möglich, die in einem System vorherrschenden Beziehungskonstellationen und Zusammenhänge sicht- und begreifbar zu machen. Auch hier wird mit der Funktion des Perspektivwechsels gearbeitet, um ein Verständnis für alle Teile des Systems (inkl. der eigenen Person) und deren Rolle und Wirkung zu erlangen.

Welche Effekte und Ziele werden angestrebt?

Die einzelnen Ziele des systemischen Coachings sind stets abhängig von den Inhalten, die jeweils gemeinsam festgelegt oder durch den Klienten bzw. die Klientin vorgegeben werden. Jedoch lassen sich auch einige übergeordnete Ziele und Effekte benennen, die durch das Systemische Coaching angestrebt werden. Dazu gehören etwa:

  • das Entwickeln eines Verständnisses für den besonderen Nutzen einer systemischen Denk- und Handlungsweise
  • der Erwerb sowie das Training und die Anwendung der Methoden, Strategien und Instrumente, derer sich das Systemische Coaching bedient und die helfen, Situationen in Alltag, Privat- und Berufsleben ressourcengeleitet und möglichst effektiv und effizient zu meistern
  • das Vermitteln von Handlungskompetenzen, die dabei helfen, die Möglichkeiten des Systemischen Coachings auch in speziellen Führungssituationen zielführend anwendbar sind (im Fall eines Systemischen Coachings, speziell für Führungs- und Leitungskräfte).